[MWS]: Mailinglisten - Wie viele noch ?

Bernd Enders Bernd.Enders at rz.Uni-Osnabrueck.DE
Sam Sep 26 22:37:08 CEST 1998


Liebe MuWiSy-Liste, 

Am 17:34 19.09.98 +0200, schrieb Michael Puchbauer (hier in gekürzter Form
wiedergegeben):

>Die Frage, die sich mir aber trotz der z.Z. noch recht übersichtlichen
>Mailing-List-Situation in Deutschland stellt, ist:
>
>Wieviele Listen (der Musik/Musikwissenschaft i.e.S.) braucht das Land ?
>
>Mit zunehmender Zahl von Listen wird das Verfolgen der Diskussionen (so denn
>welche stattfinden) schwieriger. Mit zunehmender Zahl wird aber auch die
>Zahl der Mails, die von allgemeinem Interesse sein könnten (wie z.B.
>Konzert-, Kongress-, ...-ankündigungen) größer, es erfolgen Verweise quer
>über die Listenlandschaft. So übernimmt die eine Liste
>Ankündigungen/Hinweise von eventuell größerem allgemeinen Interesse aus
>anderen, man erhält "Doppelte" (wie das beim Sammeln so ist). Diese Zahl ist
>derzeit auch noch im erträglichen Rahmen, doch die Anzahl von Mehrfach-Mails
>dürfte bei weiterer Zunahme von Mailinglisten steigen.

Das Problem, das hier angesprochen wird, gilt bei genauerem Hinsehen für
jede Form 
der Veröffentlichung oder Weitergabe von Informationen. 
Entweder erstickt man in der Überfülle von Nachrichten aller Art oder man
lebt mit 
der Gefahr der Unkenntnis und riskiert , daß man etwas Wichtiges übersieht.
Es ist und war nie möglich, alle Angebote der Bibliotheken, der
Zeitschriften, des Rundfunks, 
der Schallplattenfirmen usw. wahrzunehmen oder zu nutzen.
Einen information overflow gab es also immer schon, durch die neuen
Möglichkeiten des Internet 
wird dieses Problem allerdings vielleicht besonders deutlich (auch wenn bei
der 
MuWiSys-Liste bislang keine konkrete Gefahr der Überfütterung zu bestehen
scheint). 

Mit anderen Worten: in Zukunft wird es noch wichtiger, über effiziente
Strategien nachzudenken, 
wie man die Informationsfülle sinnvoll reduzieren kann, indem man
selektiert, Prioritäten 
setzt und Wertvolles von Minderwertigem unterscheiden lernt. Dann erst wird
Information zu Wissen.
In einem gewissen Rahmen wird die Technik helfen können (KI-gesteuerte,
profilorientierte 
agents, also Software, die auf spezielle Interessen reagiert und die
Information entsprechend sucht
oder aussortiert). Ich nehme aber an, daß es ohne massive menschliche
Hilfestellung oder 
Eigenleistung nicht wirklich funktionieren wird.

>Die Vorteile mehrer Listen liegen zum ersten sicherlich in der gezielten
>Auswahlmöglichkeit für die Teilnehmer. 

M.E. ist der Bezug mehrerer Listen gerade aufgrund der Filterfunktionen von
e-mail-Programmen
immerhin eine derzeit relativ praktikable Möglichkeit, Diskussionen nach
Themenschwerpunkten 
zu sortiern.
Nicht ganz so elegant zwar wie der "intelligente Softwareagent", aber
immerhin...

>Zum zweiten liegt ein Vorteil von mehreren verschiedenen Listen zu
>verschiedenen Bereichen einer Wissenschaft darin, dass für die
>Außenwirkung/das Image der Betreiber/Initiatoren/Instiutionen Erhebliches
>geleistet werden kann (ähnlich wie bei der Herausgeberschaft von Reihen ?).
>Dies ist nicht unwichtig und sei deshalb ohne Missgunst, Neid oder Polemik
>angeführt, geht es hier doch neben Prestige vielleicht  auch um Gelder.
>(Vielleicht bewerte ich diesen Punkt auch zu stark - eine Diskussion könnte
>dies zeigen). So kann die Fachbereich Musikwissenschaft der Universität
>Osnabrück, dem ich durch eigenes Studium dort eng verbunden bin, bereits
>zwei Listen für sich beanspruchen, was nach außen sicher für die innovative,
>zukunftsgerichtete Arbeit des Fachbereiches spricht, andererseits die
>Arbeit/Beschäftigungsfelder überhaupt nach außen trägt. (Sicher genügen
>Listen dafür nicht allein, was in diesem speziellen Fall auch nicht
zutrifft).

Hier liegt ein kleines Mißverständnis vor: 
die MuWiSys-Liste (nebst Chatroom) ist als ein Serviceangebot der Universität 
Osnabrück für die aktuelle musikwissenschaftliche Diskussion eingerichtet
worden.
Die neue Ästhetik-Liste ist jedoch nur (!) für Teilnehmer an dem virtuellen
Musikseminar 
(Uni Osnabrück, Uni/GH Wuppertal) im aktuellen Wintersemester als bequeme 
Kommunikationsplattform gedacht.
Das im WS ´95/96 durchgeführte (erste) virtuelle Musikeminar - damals unter
meiner 
Leitung - basierte auf der Kommunikation über eine Newsgroup (abgesehen von
individuellen 
e-mails, chat und WWW), was sich aber als nicht optimal erwies. Daher soll
die 
Benachrichtigung der Seminarteilnehmer bzw. der Gedankenaustausch dieses Mal 
über die mailing-Liste des Ästhteik-Seminars laufen. 

>Was wäre aber nun, wenn sich eine (einzige) Liste der Musikwissenschaft
>gründen würde, die die einzelnen Teildisziplinen auf sich vereinte ?
>Hier könnte man vielleicht zurufen, wohl dem
>(Betreiber/Initiator/Institution), der diese Liste auf sich vereinen kann
>(vielleicht ein Dachverband ?). Aber dennoch gäbe es meines Erachtens
Vorteile:
>
>1. Die Zahl der "Doppelten" konvergiert gegen Null  (es sei denn, es wird
>mit "Erinnerungen" gearbeitet; Präsens ist bei Werbung elementar),
>2. Der Blick "über den Zaun" in andere Teildisziplinen wird erleichtert,
>3. Die Wahrnehmung der Diskussion dieser anderen Teildisziplinen, also die
>Wahrnehmung der Existenz einer solchen Liste, wird erleichtert (s.o.: wo
>finde ich überhaupt diese Listen ?)
>
>Technisch müsste dazu neben der Errichtung einer solchen "Metaliste" die
>Einteilung in die Teildisziplinen geleistet werden. Welche Disziplinen
>werden wie benannt, und was versammelt sich hinter der Benennung. Solche
>Benennungen könnten über Abkürzungen vor die jeweilige Überschrift gesetzt
>werden, mehrfache Benennungen bei Überschneidung von Teildisziplinen wären
>möglich. 

Ein interessanter Gedanke, auch wenn ich mir momentan nicht sicher bin, 
ob sich der Vorschlag organisatorisch, technisch und ohne Hinzunahme eines 
Teams von Experten überhaupt bewerkstelligen läßt. Immerhin kann jeder
Bibliothekar
ein langes Lied davon singen, wie schwer es z.B. ist, Bücher inhaltlich
einer Fachdisziplin
zuzuordnen, geeignete Stichwörter für den Interessenten herauszufinden,
Neuerscheinungen 
(schnell) zu sichten, usw. 
Persönliche Präferenzen oder eingefahrene Sichtweisen, Berwertungsverfahren
u.a.m.
spielen dabei eine große, nicht immer die Innovation fördernde Rolle, so
daß wir an die o.a.
Problematik der geeigneten Informationsselektion zurückverwiesen werden. 

Viele Grüße
Bernd Enders

-- 
Prof. Dr. Bernd Enders

Universität Osnabrück
Forschungsstelle Musik- und Medientechnologie
Schloß, Neuer Graben, D-49069 Osnabrück

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